Do, 25.04.2024 — Redaktion
Es ist unbestreitbar, dass menschliche Aktivitäten vor allem in den letzten 70 Jahren Klima, Natur, Erdoberfläche und damit die Bewohnbarkeit des Planeten für alle seine derzeit und künftig lebenden Organismen in negativem Sinne verändert haben. Ist damit das Anthropozän, ein neues "Zeitalter des Menschen" angebrochen? Die International Union of Geological Sciences hat 2009 eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die prüfen sollte, ob das Anthropozän als neue formale erdgeschichtliche Epoche etabliert werden sollte. Nach eingehender Prüfung lagen 2023 genügend geologisch-stratigrafische Argumente für eine Anerkennung vor. Die Anerkennung sollte auch eine Perspektive implizieren, um mit der bereits drastisch veränderten Welt umzugehen. Dass ein Gutachtergremium im März 2024 entschied die Anerkennung abzulehnen, hat den Protest der Anthropozän-Arbeitsgruppe ausgelöst. Unter Federführung ihrer Vorsitzenden Jan Zalasiewicz (University of Leicester) und Scott Wing (Smithsonian Institution, Washington) hat die Arbeitsgruppe einen Artikel im Smithsonian Magazine verfasst, in dem zehn Trugschlüsse (Mythen) angesprochen werden, die herunter spielen, wie drastisch die Erde in den letzten Jahrzehnten verändert wurde.*
Der Begriff der Anthropozän-Epoche
entstand im Februar 2000 aus einer spontanen Eingebung heraus. Der Chemiker und Nobelpreisträger Paul Crutzen hatte auf einer Tagung des International Geosphere-Biosphere Programme in Mexiko den Vorträgen zugehört. Den ganzen Tag über hatten Wissenschaftler Daten präsentiert, die zeigten, wie sich die vom Menschen verursachten Veränderungen des Klimas, der chemischen Zyklen und der Biologie der letzten Jahrzehnte auf krasse Weise von der relativen Stabilität des Holozäns, der geologischen Epoche, die vor 11.700 Jahren begann, unterschieden. Sie verwiesen immer wieder auf die bemerkenswert schnellen Umweltveränderungen des späten Holozäns.
Entnervt schaltete sich Crutzen schließlich in die Diskussion ein: "Wir befinden uns nicht mehr im Holozän, sondern im ... Anthropozän!" Die improvisierte Bezeichnung setzte sich unter Geowissenschaftlern schnell als grundlegendes Konzept durch, und in den letzten zehn Jahren hat sich das Wort auch in anderen Wissenschaften, der Kunst, den Geisteswissenschaften und der Populärkultur verbreitet.
Im Laufe der Zeit hat "Anthropozän" viele Bedeutungen und Schlussfolgerungen erhalten, die nichts mit Crutzens ursprünglichem Begriff zu tun haben oder ihm sogar widersprechen, so dass seine ursprüngliche Bedeutung verschwommen und manchmal sogar völlig unklar wurde. Was aber hat Crutzen mit dem Anthropozän gemeint, einem Konzept, das durch jahrelange wissenschaftliche Studien verbessert und verfeinert wurde?
Es ist ganz einfach. Sieht man sich Diagramme an, die die Entwicklung der drei wichtigsten Treibhausgase und der globalen Temperatur in den letzten 30 Jahrtausenden aufzeigen, so steilt der Übergang vom Holozän zum Anthropozän wie eine Mauer auf. Alle vier kritischen planetarischen Parameter haben sich in den letzten 70 Jahren von nahezu horizontalen zu nahezu vertikalen Linien verschoben (Abbildung 1). Die Grafiken sind einfach, aber sie zeigen Veränderungen in der Atmosphärenchemie und - mit etwas Verspätung - in der Temperatur, die sich auf die Bewohnbarkeit des Planeten für alle seine Organismen, einschließlich des Menschen, auswirken. Auf einer Zeitskala von Jahrtausenden ähneln die Verschiebungen weniger einem Hockeyschläger als vielmehr einer Treppenstufe. Überdies betreffen diese Veränderungen die gesamte Atmosphäre und die Ozeane, so dass sie auf einer menschlichen Zeitskala im Grunde unumkehrbar sind. Künftige Generationen werden noch mit den planetarischen Veränderungen leben, welche die Menschen in einem einzigen Leben verursacht haben.
Abbildung 1. Die enormen Auswirkungen des Menschen auf die Atmosphäre lässt sich an der Konzentration dreier wichtiger Treibhausgase ablesen: Distickstoffoxid, Methan und Kohlendioxid. Diese Gase haben in den letzten 70 Jahren viel stärker zugenommen als in den vorangegangenen 30.000 oder mehr Jahren. Infolgedessen ist die globale Temperatur in die Höhe geschnellt, und sie wird weiter ansteigen, wenn die Auswirkungen der höheren Treibhausgaskonzentration voll zum Tragen kommen. Martin Kopf |
Betrachten wir nur die letzten 300 Jahre auf der Zeitachse,
d.i. über zehn menschliche Generationen gehend, so sehen wir bemerkenswert große und schnelle Veränderungen bei einer ganzen Reihe von Faktoren, welche die Auswirkungen des Menschen auf globaler Ebene kennzeichnen: Es sind nicht nur die Kohlenstoffemissionen, sondern auch die Produktion von Metallen, Kunststoffen, Düngemitteln, Beton und Nutztieren und sogar eine gigantische Zunahme der ultimativen geologischen Währung, den Sedimenten. Abbildung 2. Die Menge an Ablagerungen, die der Mensch jedes Jahr mobilisiert, übersteigt inzwischen die Menge der durch nicht-menschliche Prozesse mobilisierten Sedimente um das 15-fache.
Wenn wir den Zeitrahmen so einengen, sehen wir, dass die globalen Veränderungen ab Mitte des 20 Jahrhunderts besonders rasch erfolgen.
Die Anthropozän-Arbeitsgruppe,
ein Gremium von 34 Wissenschaftlern aus 14 Ländern, das 2009 von der Internationalen Kommission für Stratigraphie eingesetzt wurde, schlug vor, den Beginn einer neuen Anthropozän-Epoche auf das Jahr 1952 zu legen, als die Sedimente weltweit durch den ersten größeren Anstieg des Elements Plutonium gekennzeichnet wurden, das aus den ersten Tests mit thermonuklearen Waffen stammt.
Abbildung 2. Wissenschaftler schlugen vor, eine neue geologische Epoche - das Anthropozän - anzuerkennen, das durch sehr rasche Veränderungen ab Mitte des 20. Jahrhunderts gekennzeichnet ist. Die in den letzten 70 Jahren abgelagerten Sedimente sind durch eine Fülle künstlicher Materialien wie Beton, Metalle, Kunststoffe und Düngemittel gekennzeichnet. Auch die Ökosysteme haben sich durch den starken Anstieg der Düngemittelproduktion (Ammoniak) und der Viehzucht (Fleischproduktion) verändert. Auch der Mensch ist ein enormer Produzent von Sedimenten. Colin Waters |
Mit dem Vorschlag einer formellen, geologisch definierten Epoche des Anthropozäns wollte die Arbeitsgruppe eine genaue Definition für diesen jüngsten, großen, dauerhaften und raschen Übergang in den physikalischen, chemischen und biologischen Systemen der Erde liefern.
Der Vorschlag wurde von der internationalen Hierarchie der Stratigraphie, zu der auch die International Commission on Stratigraphy gehört, ohne Angabe von Gründen abgelehnt, aber die meiste öffentliche Kritik am Anthropozän kommt aus verschiedenen Quellen: von der Geologie bis hin zu den Sozial- und Geisteswissenschaften.
In vielen Disziplinen hat das Anthropozän einen Nerv getroffen - und oft auch verletzt: manchmal als Bauchgefühl auf eine beunruhigende neue Idee, manchmal mit Unbehagen angesichts ungewohnter gesellschaftspolitischer Implikationen. Aus welchen Gründen auch immer, das Anthropozän geriet unter Beschuss.
Das Sperrfeuer der Kritik konzentrierte sich jedoch häufig auf das, was das Anthropozän nicht ist, anstatt auf das, was es ist. Grundlegende Missverständnisse rund um das Konzept vernebeln seine Bedeutung.
Im Folgenden räumen wir mit zehn gängigen Mythen über das Anthropozän auf.
1. Das Anthropozän bildet nicht alle menschlichen Einflüsse ab.
Das ist zwar richtig, geht aber völlig an der Sache vorbei. Die Anerkennung eines Anthropozäns unterschlägt keineswegs die Auswirkungen, die der Mensch seit vielen Jahrtausenden durch die Jagd, den Ackerbau und den Bau von Städten und Handelsnetzen verursacht hat. Aber diese frühen Auswirkungen waren nicht global, liefen nicht synchron auf dem Planeten ab und haben die globale Umwelt nicht dauerhaft verändert. Der Grund für die Benennung einer neuen geologischen Epoche, sowohl in Crutzens ursprünglicher Formulierung als auch in dem sehr detaillierten Vorschlag der Arbeitsgruppe, besteht darin, den Abschied der Erde und ihrer Bewohner von dem stabilen System des Planeten im Holozän zu markieren. Die Epoche des Anthropozäns war nie dazu gedacht, alle anthropogenen Einflüsse zu erfassen.
2. Das Anthropozän ist zu kurz, um eine geologische Epoche zu sein - nur ein Menschenleben.
Die Dauer des Anthropozäns ist kurz, soweit stimmt das. Aber es ist das Holozän, das den größten Unterschied in der Dauer zu anderen Epochen aufweist: fast drei Größenordnungen (11 700 Jahre verglichen mit 2,57 Millionen Jahren für das voran gegangene Pleistozän). Der Unterschied in der Dauer zwischen Holozän und Anthropozän ist proportional geringer, und das Anthropozän stellt eine weitaus bedeutendere und dauerhaftere Veränderung des Planeten dar als das Holozän.
3. Das Anthropozän ist nur ein Augenblick in der Erdgeschichte.
Oder, wie die New York Times schreibt, nennt es ein ranghohes Mitglied der geologischen Zeitskala "ein Augenblick von einem Augenblick von einem Augenblick ". Was diese Sichtweise verkennt, ist, dass diese rund 70 Jahre den Planeten grundlegend verändert und eine neue Bahn einschlagen haben lassen. Schon jetzt sind viele geologische Anzeichen deutlicher und ebenso ausgeprägt wie die plötzliche Freisetzung von Kohlenstoff und die globale Erwärmung, die das Eozän vor 56 Millionen Jahren auslöste.
Man denke nur an die Klimaauswirkungen durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, von denen 90 Prozent in den letzten 70 Jahren verbrannt wurden. Diese Auswirkungen werden sich zumindest noch viele tausend Jahre lang über den Planeten breiten. Wir und viele künftige Generationen sind auf ein Klima festgelegt, das sich von dem des Holozäns unterscheidet. Das bereits in der Atmosphäre befindliche Kohlendioxid wird die Erde heißer machen, als sie es seit mindestens 3 Millionen Jahren war. Viele der biologischen Veränderungen der letzten 70 Jahre sind ebenfalls von Dauer: zweifellos das Aussterben von Arten, aber auch die Ausbreitung vieler Arten durch beabsichtigte und unbeabsichtigte Beihilfe des Menschen, mit einer weltweit veränderten Fauna und Flora als Folge. Die Biosphäre hat sich für immer verändert. Das ist keine Eintagsfliege.
4. Anthropozän-Schichten sind "minimal" oder "vernachlässigbar".
Abbildung 3. Touristen blicken auf den Hoover-Damm hinunter. Die Menge an Sedimenten, die sich hinter den Tausenden von großen Staudämmen der Welt ablagert, würde ganz Kalifornien bis zu einer Tiefe von fünf Metern bedecken. Robert Nickelsberg / Getty Images |
Das ist ein recht geologischer Einwand - aber er ist falsch. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat der Mensch die Landschaft in ungeheurer Weise umgestaltet und Gestein und Sediment bewegt (inzwischen um mehr als eine Größenordnung mehr, als natürliche Sedimentverschieber wie Gletscher und Flüsse). Die Menge an Sedimenten, die sich hinter den Tausenden von großen Staudämmen auf der Welt abgesetzt hat, würde ganz Kalifornien bis zu einer Tiefe von fünf Metern bedecken (Abbildung 3), und diese Sedimente sind voll von charakteristischen Merkmalen wie Pestizidrückständen, Metallen, Mikroplastik und Fossilien von invasiven Arten. Um einen Zeitraum formal zu definieren, müssen Geologen charakteristische Marker in Sedimenten oder Gesteinen identifizieren, die sich weltweit zuordnen lassen - das Vorhandensein solcher Marker ist überall vorhanden. Abbildung 4. Die Geologie ist real.
Abbildung 4. Plastikmüll sammelt sich nach einem Regenschauer in der Nähe von Culver City, Kalifornien. Mikroplastik, das aus solchen Ablagerungen entsteht, findet sich oft im Sediment. Citizen of the Planet / UIG via Getty Images |
5. Die geologische Erfassung ist zu komplex und abgestuft, um eine einzige Grenze für das Anthropozän zu ziehen.
Die gesamte Geschichte (der Erde und des Menschen) ist komplex, verläuft stufenweise und variiert über Zeit und Raum. Dennoch legen Geologen Epochen fest, weil solche Zeiteinheiten für ihre Arbeit nützlich, ja unverzichtbar sind. In der Geologie wird jede Zeiteinheit durch einen "Goldenen Nagel"(Golden Spike) genau definiert - eine bestimmte Schichte in einer Sedimentabfolge an einem bestimmten Ort, der ausgewählt wird, weil er mit anderen Sedimentabfolgen rund um den Globus korreliert werden kann. Dieser Goldene Nagel identifiziert eine globale Zeitebene, aber der planetarische Übergang, der die Platzierung eines Goldenen Nagel motiviert, kann alles andere als einfach sein.
Die letzte Eiszeit des Pleistozäns wich im Laufe von etwa 13 000 Jahren holozänen interglazialen Bedingungen - und verlief auf der Nord- und Südhalbkugel unterschiedlich. Dennoch wird die definierte Holozän-Grenze innerhalb dieses Übergangs, die vor 11.700 Jahren lag, ohne Beanstandung akzeptiert und verwendet. Der Übergang vom Holozän zum Anthropozän ist viel schärfer und global synchroner und daher leichter zu definieren und zu erkennen.
6. Andere Tiere haben die Umwelt beeinflusst und geologische Veränderungen verursacht, das Anthropozän ist also nichts Besonderes.
Andere Tiere haben tatsächlich die Umwelt verändert, aber das kann bei der Erkennung von geologischen Zeitabschnitten eher hilfreich als hinderlich sein. So dient beispielsweise das Aufkommen agiler, muskulöser Tiere, die sich durch Sedimente wühlen konnten, als Grundlage für die Definition des Kambriumzeitalters. Aber keine dieser früheren Veränderungen hat sich so schnell über alle Lebensräume auf dem Planeten ausgebreitet - oder wurde von einem Tier ausgelöst, das sich der Veränderungen bewusst war, die es vornahm. Dieses Bewusstsein muss - wie wir anmerken - wirksam in Maßnahmen umgesetzt werden, um die schlimmsten Folgen dieser Veränderungen abzuwenden. Zu viele streben immer noch nach wirtschaftlicher und industrieller Entwicklung, ohne die langfristigen Kosten für die Gesundheit des Planeten zu bedenken.
7. Das Anthropozän gibt allen Menschen gleichermaßen die Schuld für die globalen Umweltkrisen.
Das Anthropozän weist weder Schuld noch Verdienst zu; es erkennt einfach eine große, abrupte und mehr oder weniger dauerhafte Veränderung im Verlauf der Erdgeschichte an. Es besteht kein Zweifel daran, dass einige Menschen, Gesellschaften, Institutionen und Nationalstaaten den Wandel viel stärker vorangetrieben haben als andere und dass die Vorteile und Kosten des Wandels ungleich verteilt waren und sind. Die gesellschaftliche Bedeutung des Anthropozäns besteht darin, dass es den eindeutigen wissenschaftlichen Nachweis erbringt, dass der Mensch die globale Umwelt dauerhaft verändert hat. Und es kann uns ermutigen zur Kenntnis zu nehmen, dass wir uns alle mit den raschen, dauerhaften, globalen Veränderungen, die im Gange sind, auseinandersetzen müssen.
8. Das Anthropozän bedeutet eine Niederlage für unsere Bemühungen, die Umweltveränderungen einzudämmen.
Der erste Schritt zur Lösung von Problemen besteht darin, sie zu diagnostizieren. Wir können die Erde nicht in den Zustand zurückversetzen, in dem unsere Großeltern oder eine andere Generation des Holozäns gelebt haben. Aber wir können klügere Entscheidungen für die Zukunft treffen, die den Wandel mildern und abschwächen. Das ist Realismus, nicht Defätismus.
9. Das Anthropozän nach dem Menschen zu benennen ist anmaßend.
Die planetarische Transformation, die das Anthropozän einläutete, wurde von Menschen verursacht. Man hätte es auch anders nennen können, aber Anthropozän hat die Phantasie vieler Menschen geweckt, weil seine Bedeutung offensichtlich und zutreffend ist.
10. Das Anthropozän ist nur ein Werbegag.
Wenn das nur wahr wäre. Zu akzeptieren, dass wir nicht mehr in einer Holozän-Welt leben, ist ein erster Schritt, um die Probleme anzugehen, denen sich Menschen und Nichtmenschen in der unmittelbaren Zukunft gegenübersehen.
Fazit
Diese Mythen haben sich in der wissenschaftlichen Gemeinschaft hartnäckig gehalten, obwohl sie in wissenschaftlichen Arbeiten der Anthropozän-Arbeitsgruppe und anderer systematisch widerlegt wurden. Dies deutet darauf hin, dass es sich wie bei allen Mythen um Reaktionen handelt, die eher auf Ideologie, Überzeugung oder persönlicher Philosophie als auf Beweisen beruhen. Diese falschen Vorstellungen liegen auch der jüngsten offiziellen Ablehnung des Anthropozäns durch die Hierarchie der internationalen Stratigraphie zugrunde.
Warum wurde das Anthropozän auf so viele Arten missverstanden und mythologisiert? Wahrscheinlich, weil es für viele zutiefst unangenehm ist. Es ist sehr kurz (bis jetzt). Es umfasst stinkende Mülldeponien als Schichten, die eine geologische Zeitskala durcheinander bringen, die für viele Geologen sakrosankt ist. Und es wirft das Schreckgespenst auf, dass die ruhigen Vorstellungen der geologischen Zeit auf die schwierigen Probleme stoßen, mit denen wir in Gegenwart und Zukunft konfrontiert sind.
Veränderungen sind schwierig, und das Anthropozän ist ein unangenehmes Konzept. Es ist schwer zu akzeptieren, dass wir als Gesellschaft so viel Macht erlangt haben, um die Erde zu verändern, und dabei so wenig darüber nachgedacht haben, wie wir diese Macht nutzen. Wissenschaftliche Erkenntnisse können unsere Sichtweise verändern (man denke nur an den Heliozentrismus und die Evolution) - es ist also nicht überraschend, dass das Anthropozän schwer zu akzeptieren ist. Aber unsere Rolle zu erkennen, wie wir die Erde plötzlich in eine neue Zukunft führen, ist ein notwendiger erster Schritt, um sich mit den planetarischen Veränderungen auseinanderzusetzen, die wir in Gang gesetzt haben.
*Der Artikel "What Myths About the Anthropocene Get Wrong" ist erstmals am 18. April 2024 im Smithsonian Magazine erschienen https://www.smithsonianmag.com/smithsonian-institution/what-myths-about-the-anthropocene-get-wrong-180984181/. Autoren sind der langjährige Leiter der Anthropozän Arbeitsgruppe emer.Prof. Jan A. Zalasiewicz (University Leicester), Scott L. Wing (Kurator an der Smithsonian Institution) und alle weiteren 32, aus 14 Ländern stammenden Mitglieder der Arbeitsgruppe. Der Artikel wird ungekürzt, von der Redaktion möglichst wortgetreu ins Deutsche übersetzt (und mit einigen Untertiteln) wiedergegeben.
Smithsonian Institution (Smithsonian, https://www.si.edu/) ist eine bedeutende US-amerikanische Forschungs- und Bildungseinrichtung, die auch zahlreiche Museen, Galerien und den Nationalzoo betreibt. Das Smithsonian stellt seine komplette Sammlung nach und nach in elektronischer Form (2D und teilweise 3D) unter der freien cc-0-Lizenz kostenlos zur Weiterverbreitung zur Verfügung. Das Smithsonian Magazine (aus dem der obige Artikel stammt) bringt eine Fülle faszinierender, leicht verständlicher Artikelaus allen Bereichen der Natur und der Gesellschaften. https://www.smithsonianmag.com/?utm_source=siedu&utm_medium=referral&utm_campaign=home.
Das Anthropozän im ScienceBlog:
05.08.2021, Gerd Gleixner: Erdoberfläche - die bedrohte Haut auf der wir leben
22.01.2016, Walter Kutschera: Radiokohlenstoff als Indikator für Umweltveränderungen im Anthropozän.
01.08.2014, Reinhard Hüttl: Vom System Erde zum System Erde-Mensch
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