Eine rasche Senkung der Methanemissionen ist erforderlich

Eine rasche Senkung der Methanemissionen ist erforderlich

Do, 17.11.2022 — IIASA

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Die vom Menschen verursachten Methanemissionen sind für fast 45 % der derzeitigen Nettoerwärmung verantwortlich. Der von der Climate and Clean Air Coalition herausgegebene und von der IIASA-Forscherin Lena Höglund-Isaksson mitverfasste Bericht "Global Methane Assessment 2030 Baseline Report" bewertet die Fortschritte bei den globalen Reduktionsbemühungen. Wenn die Welt den globalen Temperaturanstieg unter den Zielwerten von 1,5° und 2°C halten will, sind rasche Maßnahmen erforderlich.*

Während der Zusammenhang zwischen Kohlendioxid (CO2)-Emissionen und steigenden Temperaturen weithin bekannt ist, findet die Rolle von Methan als Treiber des Klimawandels in der Öffentlichkeit im Allgemeinen weniger Beachtung. Die Methankonzentrationen in der Atmosphäre steigen rapide an, was zu einem überwiegendem Teil auf Emissionen aus menschlichen Tätigkeiten zurückzuführen ist. Sie liegen derzeit bei 260 % des vorindustriellen Niveaus und betragen jährlich zwischen 350 und 390 Millionen Tonnen. Um die globale Erwärmung in den nächsten Jahrzehnten einzudämmen, muss die CO2-Reduzierung durch rasche und wirksame Maßnahmen zur Verringerung von Methan und anderen Klimaschadstoffen ergänzt werden. Abbildung 1.

Abbildung 1. Gewinnung fossiler Brennstoffe, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft sind Hauptverursacher anthropogener Methanemissionen. (Bild von Red. aus "Global Methane Assessment: 2030 Baseline Report" [1] eingefügt; Lizenz: cc-by-nc).

In Anlehnung an den Bericht Global Methane Assessment 2021: "Benefits and Costs of Mitigating Methane Emissions" (Nutzen und Kosten der Minderung von Methanemissionen) der Climate and Clean Air Coalition (CCAC), einer Plattform unter dem Dach des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), nimmt der neu veröffentlichte 2030 Baseline Report [1] eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Bemühungen vor und prognostiziert die anthropogenen Methanemissionen unter verschiedenen Basisszenarien. Die Basisszenarien für die Emissionen gehen von der Umsetzung bestehender Strategien und Verpflichtungen aus, beinhalten aber keine zusätzlichen Minderungsmaßnahmen.

Die Landwirtschaft, die Abfallwirtschaft, die Gewinnung fossiler Brennstoffe und die offene Verbrennung von Biomasse sind die wichtigsten Quellen für anthropogenes Methan. Abbildung 2.

Abbildung 2. Geschätzte anthropogene Methanemissionen für 2020 (2019) nach Sektoren/Subsektoren. Quellen: EPA: US Environmental Protection Agency; IIASA, CEDS:US Comprehensive Economic Development Strategy, EDGAR: EU- The Emissions Database for Global Atmospheric Research (Bild von Redn. aus [1] eingefügt, cc-by-nc-Lizenz).

In dem Bericht wird hervorgehoben, dass die weltweiten Methanemissionen ohne ernsthafte Anstrengungen weiter ansteigen werden. Bis 2030 wird mit einem Anstieg um 5-13 % gegenüber 2020 gerechnet, wobei der größte Anstieg im Agrarsektor erwartet wird. Least-Cost-Szenarien zur Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C erfordern bis 2030 eine Verringerung der Methanemissionen: bezogen auf die Emissionen von 2020 um etwa 60 % aus fossilen Brennstoffen, 30-35 % aus Abfällen und 20-25 % aus der Landwirtschaft.

Um dies zu erreichen, bedarf es umfassender, gezielter und vor allem sozial gerechter Maßnahmen:

"Für die Sektoren der fossilen Brennstoffe brauchen wir einen Rechtsrahmen, der sicherstellt, dass die vorhandenen Technologien von der Industrie umgesetzt und genutzt werden. Bei den Sektoren Abfall und Landwirtschaft müssen die sozioökonomischen Auswirkungen des Wandels berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass arme Menschen und Angehörige benachteiligter Gruppen an den Lösungen beteiligt werden. So wird sichergestellt, dass Veränderungen die bestehenden Probleme dieser Gruppen nicht noch verschlimmern", sagt Lena Höglund-Isaksson, Mitverfasserin des Berichts und leitende Forscherin in der IIASA-Forschungsgruppe für Pollution-Management.

Auf der Konferenz der Vertragsparteien 2021 (COP26) in Glasgow wurde die Globale Methanverpflichtung (GMP) ins Leben gerufen, die die umfassenderen CO2-Bemühungen ergänzt, die allein nicht ausreichen, um an die 1,5°C-Szenarien anzupassen. Im Rahmen der GMP einigten sich die Teilnehmer darauf, gemeinsame Maßnahmen zu ergreifen, um die anthropogenen Methanemissionen bis 2030 um mindestens 30 % gegenüber dem Stand von 2020 zu senken. Bis August 2022 haben sich mehr als 120 Länder dieser Verpflichtung angeschlossen. Abbildung 3.

Abbildung 3. Projektierte Reduktionen der Methanemissionen 2020 bis 2030 nach Regionen und Sektoren. (Bild von Redn. aus [1] eingefügt, Lizemz cc-by-nc).

Die Verwirklichung der GMP-Ziele würde die Erwärmung zwischen 2040 und 2070 um mindestens 0,2°C verringern und darüber hinaus jährlich etwa 6 Millionen vorzeitige Todesfälle aufgrund von Ozonbelastung verhindern, den Verlust von fast 580 Millionen Tonnen an Ernteeinbußen vermeiden, Kosten in Höhe von 500 Milliarden US-Dollar aufgrund von Gesundheitsschäden, die nicht auf Todesfälle zurückzuführen sind, sowie Kosten für die Forst- und Landwirtschaft vermeiden und den Verlust von 1.600 Milliarden Arbeitsstunden aufgrund von Hitzebelastung verhindern. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei fast 85 % der gezielten Maßnahmen der Nutzen die Kosten überwiegt.

Der Bericht macht jedoch deutlich, dass die derzeitigen Strategien und Maßnahmen zwar ein Schritt in die richtige Richtung sind, aber noch mehr getan werden muss. Die GMP deckt nur die Hälfte der weltweiten anthropogenen Methanemissionen ab, und nur ein Bruchteil der Länder hat explizite Maßnahmen vorgeschlagen, um ihre Minderungsziele zu erreichen. Es müssen mehr Unterzeichnerländer an Bord geholt werden, und die derzeitigen Verpflichtungen müssen erweitert werden.

"Wir müssen in allen Sektoren eine erhebliche Verringerung erreichen, und zwar jetzt. Die rasche Umsetzung der Methanemissionskontrolle ist eine der wenigen Optionen, die uns bleiben, um die globale Erwärmung in den nächsten Jahrzehnten auf einem beherrschbaren Niveau zu halten", so Höglund-Isaksson.

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[1] United Nations Environment Programme/Climate and Clean Air Coalition (2022). Global Methane Assessment: 2030 Baseline Report. Nairobi. https://www.ccacoalition.org/en/resources/global-methane-assessment-2030-baseline-report


 *Der Artikel von Lena Höglund Isaksson "The need for rapid methane mitigation" https://iiasa.ac.at/news/nov-2022/need-for-rapid-methane-mitigation ist am 16. November 2022 auf der IIASA Website erschienen. Der Artikel wurde von der Redaktion möglichst wortgetreu übersetzt und durch 3 Abbildungen aus dem Global Methane Assessment: 2030 Baseline Report [1] ergänzt (Lizenz: cc-by-nc). IIASA hat freundlicherweise der Veröffentlichung der von uns übersetzten Inhalte seiner Website und Presseaussendungen in unserem Blog zugestimmt.


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inge Thu, 17.11.2022 - 00:21